Selbstbewusste Frauen sind Akteure des Wandels
Die indigenen Mädchen und Frauen sind in Guatemala einerseits zwar die „Hüterinnen“ der Familie und organisieren den Haushalt, in der Gesellschaft aber werden sie diskriminiert. Sie haben weder Chance auf Mitsprache, noch auf Bildung. Auch in den Bergen der ländlich geprägten Region Alta Verapaz rund um Cobán und San Pedro Carchá ist der „Machismo“ deutlich zu spüren. Im Zentrum Talita Kumi besuchen Mädchen die Schule. Die Frauen erlernen einen Beruf, bilden sich fort und tanken so Selbstbewusstsein. Ein Gewinn für die ganze Region!
Mädchen, steh auf!
Vielleicht hätte Irma einige Jahre zur Grundschule gehen, Lesen und Schreiben lernen dürfen – und wäre dann Hausfrau und Mutter geworden. Denn das ist der für Mädchen vorgesehene Lebenslauf. Die Kultur des Machismo ist gesellschaftliche Konvention in Guatemala: Der Mann hat das Sagen, Frauen werden systematisch diskriminiert. Irmas Glück: Ihre Eltern haben den Wert von Bildung auch für Mädchen erkannt – und Pater Jorge hat ganz in der Nähe ein Internat und eine Schule aufgebaut.
Bildung, Gesundheit und Entwicklung
Die Situation im Norden ist typisch für das ganze Land. Die Menschen hier leben als Kleinbauern unter schwierigen Bedingungen und in Armut. Der Anbau von Kaffee, Mais und Kardamom zum Verkauf ist mühsam und wenig ertragreich. Die nächste große Stadt ist weit weg, es fehlt an Wasser und Strom, ausgewogener Ernährung, schulischer Weiterbildung und medizinischer Versorgung. Viele hier sprechen nicht die Amtssprache Spanisch, sondern nur Q‘eqchi‘, eine der 22 alten Mayasprachen.
Erwachen im Land des ewigen Frühlings
Besonders hoffnungslos ist die Situation für Mädchen und Frauen. Pater Jorge SDB, wollte nicht mehr länger tatenlos der Geschlechterungerechtigkeit zuschauen und gründete in den 1970er Jahren die Stiftung FUNDEMI zur Bildung und Entwicklung indigener Frauen. Zusammen mit der Ordensgemeinschaft der Schwestern der Auferstehung unterhält er heute eine Schule und ein Internat in San Pedro Carchá. Hier lernen insgesamt 800 Schülerinnen in drei Jahren neben der formalen Schulbildung eine, an ihr Leben im Hochland von Alta Verapaz angepasste, landwirtschaftliche Ausbildung. Ursprünglich nur für indigene Mädchen und junge Frauen gedacht, lernen im angeschlossenen landwirtschaftlichen Betrieb auch Jungen. Der Stundenplan sieht fünf Stunden formalen Unterrichts vor, danach werden die Jugendlichen fit in ökologischen Anbaumethoden, Viehhaltung und -zucht gemacht. Die Abschlüsse sind staatlich anerkannt.
Armut ist überwindbar
Aber das ist nicht alles: Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium werden Aufklärungskampagnen und Bildungsprogramme zu Gesundheit, Hygiene, Ernährung und Familienplanung durchgeführt. Kurse in Computerarbeit, Kunst, Musik, Pädagogik und frühkindlicher Erziehung runden das ganzheitliche pädagogische Konzept ab. Zusätzlich bieten Pater Jorge und die Schwestern in 22 umliegenden Gemeinden täglich Basisunterricht an. So wird weiteren 500 Kindern Lesen und Schreiben beigebracht. Diese Klassenräume und die vorhandenen Computer werden von den Gemeinden mit genutzt.